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Der Verkehr darf nicht verteufelt werden

SVP-Stadtratskandidatin Claudia Martin wehrt sich im Interview gegen die «Frauenfrage». Lieber spricht die 39-Jährige über Sachthemen und ihr Anliegen, Industrie und Gewerbe zu stärken.

Noemi Heule
St. Galler Tagblatt

Claudia Martin, galt es in Gossau politische Ämter zu besetzen, war Ihr Name bereits in der Vergangenheit im Spiel. Sie haben jedoch stets abgewinkt. Weshalb stellen Sie sich nun zur Wahl?

Bislang habe ich mich auf meinen Lehrerberuf sowie auf das Kantonsratsmandat konzentriert. Nach langjähriger Erfahrung in der Legislative will ich nun Verantwortung in der Exekutive wahrnehmen. Dieser Wunsch bestand zwar schon länger, nun bringe ich auch das nötige Rüstzeug mit.

Welches Rüstzeug?

Als langjährige Stadtparlamentarierin kenne ich die Politik von Gossau. Als Kantonsrätin verfüge ich über ein Netzwerk im Kanton. Die Kombination dieser beiden Bereiche kann Gossau politisch und fachlich voranbringen.

Einige hätten Sie gerne gleich als Stadtpräsidentin gesehen.

Ich habe keine Ambitionen auf das Vollzeitamt des Stadtpräsidenten. Ich bin eine Verfechterin des Milizsystems und möchte mein Pensum als Berufsschullehrerin beibehalten.

Der Sitz des Stadtpräsidenten ist ebenfalls vakant. Was erwarten Sie von einem möglichen zukünftigen Chef?

Dass er Gossau umsichtig, weitsichtig und vor allem verantwortungsbewusst weiterentwickelt.

Sie sind Berufsschullehrerin, Kantonsrätin und alleinerziehende Mutter. Als Sie 2013 in den Kantonsrat nachrückten, haben Sie Ihren Sitz im Stadtparlament aufgegeben. Wie wollen Sie nun alle Aufgaben vereinen?

Es ergab für mich damals keinen Sinn, in zwei Legislativorganen vertreten zu sein. Nun könnte ich die Erfahrung in der Legislative mit jener in der Exekutive verknüpfen. Im Kantonsrat gestalte ich Gesetze mit, die wiederum Einfluss auf die Gemeinden und damit auf den Gossauer Stadtrat haben. Zudem habe ich als Berufsschullehrerin ein Teilpensum und kann die Zeit, die das Amt einer Stadträtin erfordert, ohne Probleme aufbringen.

Wie stehen Sie zum Vorschlag, die Aufgaben des Stadtrates auf sieben Köpfe zu verteilen?

Gossau hatte bis 2009 einen Stadtrat bestehend aus sieben Mitgliedern. Damals habe ich mich aktiv dafür eingesetzt, das Gremium nicht zu verkleinern. Beide Systeme haben aber ihre Vor- und Nachteile. Die jetzige Situation mit zwei Wechseln stellt auf jeden Fall eine Ausnahmesituation dar, die man so nicht generalisieren kann.

Sie haben sich in den vergangenen vier Jahren im Kantonsrat im Hintergrund gehalten. Wie wollen Sie im Gossauer Stadtrat in Erscheinung treten?

Als Mitglied der Staatswirtschaftlichen Kommission habe ich mich parteipolitisch zurückgehalten. Auch im Stadtrat bin ich der Aufgabe des Amtes und nicht der Parteipolitik verpflichtet. Dennoch werde ich meine Meinung selbstverständlich engagiert einbringen.

Wofür setzen Sie sich ein?

Ich will die Stadt Gossau als Wirtschaftsstandort sichern und die Rahmenbedingungen für Industrie und Gewerbe verbessern. Dagegen sollen bürokratische Belastungen vermindert werden. Ich bin aber auch Bildungspolitikerin und will mich für ein leistungsfähiges Bildungswesen einsetzen.

Zwei Frauen kandidieren für den Stadtrat. Gossau könnte erstmals eine Frauenmehrheit in der Regierung erhalten. In erster Linie zählt für mich die Qualifikation und nicht das Geschlecht. Ein Gremium sollte ohnehin nicht nur geschlechts-, sondern auch altersdurchmischt sein. Beides zusammen erachte ich als Idealfall für eine gelungene Zusammenarbeit.

Der Verkehr ist in Gossau ein Dauerthema. Welche Lösung schwebt Ihnen vor?

Der Verkehr darf nicht verteufelt werden: Gossau verfügt über ein gutes ÖV-Angebot. Dennoch gehört auch der Autoverkehr zu einer Agglomerationsgemeinde. Eine Engpassbeseitigung im Osten von Gossau sowie der Wachtenegg-Tunnel im Raum Herisau könnten das Zentrum von Gossau langfristig entlasten.

Was ist denn Ihrer Meinung nach Gossaus derzeit grösste Baustelle?

Finanzpolitisch steht die Gemeinde vor Herausforderungen. Es stehen grosse Infrastruktur-Projekte an; die demografische Entwicklung, steigende Kosten im Sozialwesen und die Wirtschaftsentwicklung verschärfen die Situation zusätzlich. Gossau braucht einen gesunden Stadthaushalt mit einem hochstehenden Leistungsangebot und einer attraktiven Steuerbelastung.

Sie sprechen den Masterplan Sportanlagen an. Ist das Millionenprojekt ohne Steuererhöhung finanzierbar?

Das muss das Ziel sein. Ich setze mich denn auch für die Umsetzung der Vorlage ein. Sparen kann Gossau dagegen beim Kernaufwand in der Verwaltung.

Sie sind eine leidenschaftliche Hobby-Köchin. Welche Zutaten braucht eine gute Politikerin?

Ein rassiges Gewürz sorgt für die Dynamik. Zudem braucht es die nötige Geduld, ein Gericht auch mal kochen zu lassen, bis der Zeitpunkt für eine Lösung da ist. Auch Kreativität ist gefragt: Man muss schön anrichten können, um Ideen mehrheitsfähig zu ­machen.

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